Das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) hat im Auftrag des Deutschen Studentenwerks (DSW) aktualisierte Studienergebnisse zur Ermittlung der Lebenshaltungskosten von Studierenden vorgelegt. Demnach sind die durchschnittlichen Gesamtausgaben der Studierenden zwischen 2012 und 2016 bis zu 55 Prozent gestiegen. Ebenso haben sich Ausgaben für Gesundheit und Fahrkosten fast verdoppelt. Die aktuellen BAföG-Fördersätze seien daher unzureichend und auch die geplante BAföG-Reform der Bundesregierung (zur Newsmeldung) reiche nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren.
Grundsätzlich nehmen diverse Faktoren Einfluss auf die Höhe der durchschnittlichen Ausgabe von Studierenden, so die Forscher unter der Führung von Dr. Dieter Dohmen, dem Direktor des FiBS. Dazu zählen Alter, Wohnform, die Existenz von Kindern sowie die Einkommensverhältnisse und die Frage, über welche Quellen der Lebensunterhalt primär finanziert wird. Betrachtet man zunächst einmal den "Normal-Studierenden", betragen dessen durchschnittliche Ausgaben im Jahr 2016 rund 830 Euro. Studierende, die im Elternhaus lebten, mussten durchschnittlich 681 Euro aufbringen, alleinwohnende Studierende 992 Euro, in einer WG lebende Studierende immerhin 818 Euro und im Wohnheim lebende Studierende noch 762 Euro. Mit zunehmendem Alter, der Existenz von Kindern sowie dem Vorhandensein einer Partnerin oder eines Partners steigen die Kosten unterschiedlich stark an.
BAföG als Haupteinnahmequelle führt zu durchschnittlichen Ausgaben von 786 Euro, Studierende, die durch ihre Eltern finanziert werden geben durchschnittlich 821 Euro aus. Selbstfinanzierende Studierende weisen mit durchschnittlich 980 Euro enorm hohe Ausgaben auf. Zu dieser Gruppe zählen jedoch auch diejenigen, die in Teilzeit oder berufsbegleitend studieren. Zählen Studierende mit BAföG als Haupteinnahmequelle gleichzeitig zur Gruppe der 15% Einkommensschwächsten, so ermöglicht ihnen dies lediglich Ausgaben im Wert von 641 Euro, dem mit Abstand geringsten Wert.
Insgesamt zeigt sich ein erheblicher Ausgabenanstieg zwischen 2012 und 2016, unabhängig von der Wohnsituation oder Altersgruppe. Die Gesamtausgaben sind um 18% gestiegen. Besonders dramatisch ist dabei der Anstieg von Fahrt- und Gesundheitskosten, welche sogar die Mietsteigerungen zum Teil erheblich übersteigen. Trotzdem ist der größte Kostenfaktor die Miete mit einem Anstieg um 53%, von 235 auf 360 Euro im Durchschnitt. Gleichzeitig sind Ausgabensenkungen bei Kleidung, Lernmitteln und Freizeit sowie teilweise bei Lebensmitteln zu verzeichnen. Diese Indikatoren sprechen dafür, dass sich die Ausgaben bei allen Gruppen umfassend erhöht haben, wenn auch in unterschiedlicher Größenordnung. Davon besonders betroffen sind einkommensschwache Studierende. Speziell die Ausgabensenkung bei "flexiblen Ausgaben" wie Freizeit und Ernährung weist darauf hin, dass Studierende dort bewusst Einsparungen vornehmen. In der Folge liegen die durchschnittlichen Ernährungskosten von Studierenden bei nur 120 Euro. Die Grundsicherung sieht hierfür 145 Euro vor.
Letztlich haben fast alle untersuchten Referenzgruppen der Studierenden, die nicht bei den Eltern wohnen, Ausgaben oberhalb des BAföG-Höchstsatzes von 649 Euro inklusive Mietpauschale (ggf. zuzüglich Krankenversicherungszuschlag von 86 Euro). Deswegen fordern die Autoren eine "Erhöhung des [BAföG-]Bedarfssatzes auf 500 bis 550 Euro [...]. Ergänzend sollte die Mietpauschale in geeigneter Weise erhöht bzw. in der Struktur angepasst werden, um mit den sehr dynamischen Entwicklungen am Wohnungsmarkt Schritt zu halten."
Das FiBS hat die erstmals im Mai 2017 vorgelegte, gleichnamige Studie aktualisiert und die damaligen Daten um die jüngste, 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland aus dem Jahr 2016 ergänzt. Hier finden Sie die gesamte Studie zum Download.
Pressemitteilung des DSW
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