Geschlechterverhältnis bei Studienanfängerinnen und Studienanfängern

In Deutschland studieren derzeit so viele Frauen wie nie zuvor. Dies wirft die Frage auf, ob sich die geschlechterspezifische Wahl der Studiengänge ändert, oder ob sie trotz der steigenden Anzahl an Frauen gleich geblieben ist. ZEIT Campus Online hat hierfür Daten des Statistischen Bundesamtes ausgewertet und veröffentlicht.

Die Ergebnisse sind sowohl überraschend, als auch alt bekannt: Stereotype Geschlechterbilder und die soziale Herkunft prägen nach wie vor die Studienwahl von Studienanfänger*innen. Frauen interessieren sich mehr für Fächer mit praktischer Anwendung nah am Menschen, während Männer Fahrzeuge, Technik und Maschinen interessanter finden. Auch die soziale Herkunft spiegelt sich in den Entscheidungen wider, da die Berufe der Eltern eine gewisse Vorbildfunktion für junge Erwachsene darstellt. 

So ist es nach wie vor der Fall, dass in den Fächern Maschinenbau, Mechatronik und Fahrzeugtechnik ein deutlicher Männerüberschuss mit etwa 90 bis 100 Prozent Studenten vorherrscht. Ein weiblicher Überschuss besteht unverändert in den Fächern Innenarchitektur, Lehramt und Ernährungswissenschaften mit einer ebenfalls deutlichen Frauenquote von jeweils 95 Prozent. Ein ausgeglichener Frauen- und Männeranteil liegt in wirtschaftlichen, politischen und philosophischen Fächern vor; auch dies hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert. 

Es gibt jedoch auch überraschende Erkenntnisse: Durch den gestiegenen Frauenanteil nähern sich die großen Ungleichheiten in den Fächern Verfahrenstechnik, Chemie und Physik langsam an. Bei Verfahrenstechnik erhöhte sich der Frauenanteil um ganze 25 Prozent; bei Physik und Chemie um circa zehn Prozent. Frauen für MINT-Fächer zu interessieren ist in der Bildungsbranche schon lange ein zentrales Thema. Dass die Anstrengungen hierfür erfolgreich waren, zeigen die Ergebnisse. Jedoch sind die Schwerpunktsetzungen im Abitur bereits ebenfalls ausschlaggebend für die spätere Neigung. 

Eine weitere unerwartete Veränderung zeigen die Daten der Studiengänge Medizin und Rechtswissenschaften. Medizin war zunächst lange ein eher männlich dominierter Studiengang; Rechtswissenschaft hatte ein ausgeglichenes Verhältnis. Erhebungen der Studie zufolge, seien diese beiden Studienrichtungen jedoch mittlerweile stark frauendominiert. Auch in den Fächern Theologie, Raumplanung und Umweltschutz haben Frauen die Männer zahlentechnisch überholt. 

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