CHE-Studie: Duales Studium in Deutschland

Gestiegene Nachfrage, große Länderunterschiede, immer noch Randexistenz – zu diesen Erkenntnissen kommt die bislang umfassendste Studie über das duale Studium in Deutschland. Die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Auswertung veröffentlichten das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) am 20. April 2022 unter dem Titel "Duales Studium: Umsetzungsmodelle und Entwicklungsbedarfe".

Demzufolge sind bundesweit aktuell rund 122.000 Studierende in einen der knapp 2.000 dualen Studiengängen eingeschrieben. Damit machen duale Studierende etwa 4 Prozent der Gesamtzahl aller Studierender in Deutschland aus. Die mit Abstand meisten dual Studierenden gibt es im Saarland (9.596 / 29,6 Prozent), die wenigsten in Bremen (243 / 0,6 Prozent). In Niedersachsen machen die insgesamt 7.200 dual Studierenden 3,4 Prozent der Studierendenschaft aus. Im Vergleich der Bundesländer liegt Niedersachsen damit auf Platz 8. Beim Frauenanteil befindet sich Niedersachsen mit 45 Prozent genau im Bundesdurchschnitt. 

Auch beim Studienangebot gibt es große Unterschiede: Während bundesweit rund 10 Prozent aller Studiengänge dual konzipiert sind, reicht der Angebotsanteil von 19 Prozent in Bayern bis 4 Prozent in Sachsen-Anhalt. Der Großteil der angebotenen dualen Studiengänge ist im Bachelorbereich zu finden. Nur circa 13,5 Prozent der dualen Studiengänge führen zu einem Masterabschluss. In der Regel werden die dualen Studiengänge von Fachhochschulen/HAW/Dualen Hochschulen angeboten. Nur 88 der 1.991 Studienangebote finden sich an Universitäten.

Am häufigsten wird das duale Studium in Deutschland in der praxisintegrierenden Variante angeboten (59,5 Prozent), bei der das Studium durch Praxisphasen in einem Betrieb ergänzt wird. Auf die ausbildungsintegrierende Variante, bei der das Studieren mit einer Berufsausbildung kombiniert wird, entfallen 34,8 Prozent, auf die berufsintegrierende Variante zur beruflichen Weiterbildung lediglich 5,7 Prozent der angebotenen Studiengänge. Für Niedersachsen trifft diese Verteilung allerdings nicht zu: Hier ist der Anteil der ausbildungsintegrierenden mit 59,1 Prozent am höchsten und liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt.   

Mit Blick auf die Fächergruppen zeigt sich, dass die meisten dual Studierenden in einen Studiengang der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (37,2 Prozent), der Ingenieurwissenschaften (23,1 Prozent) oder der Gesundheitswissenschaften (15,1 Prozent) eingeschrieben sind. Dabei entspricht das duale Studienangebot in der Regel regionalen Wirtschaftsbedarf der Unternehmen. Eine weitere Besonderheit des dualen Studiums ist, dass die Studierenden für den Praxis-/Berufsanteil eine Vergütung von durchschnittlich 1.018 Euro pro Monat erhalten. Auch hier gibt es im Ländervergleich große Unterschiede: Am wenigsten erhalten dual Studierende im Durchschnitt von den kooperierenden Unternehmen im Saarland (627 Euro), am höchsten ist die Vergütung in Hessen (1.115 Euro). In Niedersachsen liegt die Vergütung mit 956 Euro leicht unter dem Bundesdurchschnitt.

Insgesamt kommen die Autor*innen der Studien zu dem Schluss, dass das Angebot der dualen Studiengängen u. a. im Bereich Gesundheit und Pflege noch hinter seinem Potential zurückbleibt und hier durch ein vermehrtes Angebot zur Reduktion des Fachkräftemangels beitragen könnte. Auch für die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Kooperation von Hochschulen und Betrieben sowie die vertragliche Absicherung der Studierenden formulieren die Autor*innen auf Basis der Studie Handlungsempfehlungen, die aktuell vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Kultusministerkonferenz (KMK) weiterentwickelt werden.

Die vollständige Studie finden Sie hier als Download (PDF).

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