Das Treffen der Arbeitsgruppe Offene Hochschule Niedersachsen am 26. September 2024 hatte einen besonderen Schwerpunkt: Im Fokus des Austausches standen Studieninteressierte und Studierende, die eine Fluchtbiografie haben oder über einen internationalen Schulabschluss verfügen. Viele Teilnehmende und Expert*innen aus unterschiedlichen Bildungsinstitutionen, Projekten und öffentlichen Einrichtungen kamen zum gemeinsamen Austausch in den Räumen der Leibniz Universität Hannover zusammen. Die Ergebnisse des Treffens sind eindeutig: Menschen mit Fluchterfahrung und/oder internationalen Schulabschlüssen werden mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wenn sie ein Studium an einer deutschen Hochschule beginnen und erfolgreich abschließen möchten.
Einen thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung bildeten die Sprachkurse für Studieninteressierte mit Migrationshintergrund. Natalia Beckmann von der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule (VHS) Hannover gab gemeinsam mit einem Absolventen mehrere anschauliche und motivierende Einblicke in die von der VHS angebotenen Sprachintensivkurse. Statistiken belegen eindeutig, dass die Absolvent*innen des Kurses überaus erfolgreich darin sind, ein Studium aufzunehmen oder eine Ausbildung abzuschließen. Allerdings ist der Zugang zu den Sprachkursen zum Erwerb eines Sprachzertifikats auf dem Niveau C1 begrenzt, obwohl die Sprache eine Voraussetzung für den Zugang zum Studium und der Schlüssel für den Erfolg ist. Die wenigen Plätze können die hohe Nachfrage nicht decken. Ein weiteres positives Beispiel für eine nachhaltige sprachliche Begleitung internationaler Studierender präsentierten Jessica Guse und Michael Laub von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK). Das von der HAWK angebotene Sprachkursangebot für internationale Studieninteressierte beginnt mit Sprachvorbereitungskursen und erstreckt sich über das gesamte Studium bis hin zur Integration in das Berufsleben. Das Angebot findet im digitalen Format statt und geht so explizit auf die vielfältigen Anforderungen des Alltags der Kursteilnehmenden ein.
Trotz unterschiedlicher Standorte und Strukturen haben alle Sprachkurse eines gemeinsam: Die Zahl der verfügbaren Plätze ist in allen Regionen Niedersachsens deutlich zu gering. Das zeigte auch das Beispiel von Martina Kamp von der Niedersächsischen Bildungsinitiative e.V. in Lüneburg. Sie berichtete über das Studienvorbereitungsprogramm KommMit Bildung, mithilfe dessen Kursabsolvent*innen erfolgreich in Studium oder Ausbildung bzw. Beruf eingemündet werden. Mit dem Auslaufen der Projektphase endet jedoch in 2025 auch das Angebot, sodass die Region Lüneburg zukünftig auf ähnliche Unterstützung verzichten muss.
Einen neuen Blickwinkel auf die Diskussion ermöglichten Elke Heinrichs, Brigitte Becker und Theresia Bernard-Falkner, indem sie die Hilfen der Arbeitsagentur und des Jobcenters Hannover speziell für Geflüchtete und Migrant*innen thematisierten. Inspirierend waren auch die Erfahrungen der Alice Salomon Hochschule Berlin mit dem Abbau von Hürden beim Studienzugang und der Blick auf die dort geschaffenen Strukturen im Studienverlauf. Silvia Ben Mahrez zeigte verschiedene Ansätze für ein partizipatives, bedarfs- und prozessorientiertes Vorgehen an ihrer Hochschule auf und forderte mehr Ressourcen für die Hochschulen, um weiterhin einen wichtigen Beitrag in einer vielfältigen Gesellschaft leisten zu können.
Der Austausch im Rahmen der Arbeitsgruppe Offenen Hochschule Niedersachsen war sehr aufschlussreich und zeigte die erfolgreiche Arbeit vieler motivierter und engagierter Kolleg*innen. Am Ende der Veranstaltung steht fest: Einfach ist der Studienstart für Menschen aus dem Ausland bei uns in Deutschland nicht. Umso wichtiger sind die vielen Angebote, die internationalen Studieninteressierten Unterstützung, Orientierung und Struktur bieten.