Zahl der Studierenden ohne Abitur erreicht neuen Höchstwert

Im Jahr 2017 studierten in Deutschland rund 60.000 Menschen ohne Abitur oder Fachhochschulreife – so viele wie nie zuvor. Laut einer aktuellen Publikation des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hat sich die Zahl der nicht-traditionellen Studierenden damit seit 2007 vervierfacht.

Auch die Zahl der Studienanfänger*innen ohne Abitur hat einen neuen Rekordwert erreicht. In Hamburg (5,0 Prozent), Bremen (4,5 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (4,0 Prozent) ist der Anteil der Neustudierenden besonders hoch, Niedersachsen liegt mit einem Anteil von 1,9 Prozent im Mittelfeld. Die wenigsten Studierenden ohne Abitur gibt es im Saarland (0,5 Prozent). Der Bundesdurchschnitt beträgt 2,9 Prozent, was etwa 14.600 Personen entspricht.

Rund zwei Drittel aller Studierende ohne Abitur entschieden sich für ein Studium an Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften, wobei ihr Anteil an Hochschulen in privater Trägerschaft besonders hoch ist: Fast 11 Prozent der Studienanfänger*innen haben dort keine allgemeine Hochschulreife, während ihr Anteil an staatlichen Hochschulen nur ca. 2 Prozent beträgt. 

Der Großteil (90 Prozent) ist dabei in einen Bachelor-Studiengang eingeschrieben. Bei den Studienfächern wählten 2017 etwa 56 Prozent der Studienanfänger*innen ohne (Fach-) Hochschulreife einen Studiengang aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, was diese Fachrichtungen zu den beliebtesten der Gruppe macht. Ganz anders sieht es hingegen bislang noch im Bereich Medizin- oder Pharmazie aus: Nur 800 der 109.000 Medizinstudierenden hatten keine allgemeine Hochschulreife – laut CHE, weil noch immer weitgehend unbekannt ist, dass ein Medizin- oder Pharmaziestudium ohne Abitur überhaupt möglich ist. 

Die Zahl der Absolvent*innen ohne Abitur ist ebenfalls gestiegen: Während 2007 noch knapp 1.900 nicht-traditionelle Studierende ihr Studium erfolgreich abschlossen, waren es 2017 schon 8.100. Sigrun Nickel, Leiterin der CHE-Hochschulforschung, kommentierte diese positive Entwicklung wie folgt: "Die konstant steigenden Zahlen von Absolventinnen und Absolventen sind ein Indiz dafür, dass die oft zitierte Studierfähigkeit nicht allein vom Abiturzeugnis abhängt."

Zur Pressemitteilung des CHE

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