Studierende ohne Abitur: Größeres Abbruchrisiko, aber gleich gute Studienleistungen

Etwa drei Prozent der Studierenden in Deutschland sind "nicht traditionelle Studierende", also Studierende mit beruflicher Hochschulqualifikation statt (Fach-)Abitur. Sie werden noch immer häufig als "Problemgruppe" gesehen, deren Studienerfolg schon im Voraus angezweifelt wird – zu Unrecht, wie die Auswertungen einer Forschungsgruppe um Andrä Wolter jetzt ergaben: In der Studie "Studienerfolg nicht traditioneller Studierender – Kriterien, Performanzen und Bedingungen" zeigt sich, dass die Studienleistungen Studierender mit und ohne (Fach-)Abitur nur minimal voneinander abweichen. 

Bei den nicht traditionellen Studierenden gibt es allerdings eine höhere Abbruchquote. Die Gründe hierfür sehen die Autor*innen der Studie zum einen darin, dass die Studierenden teilweise Defizite in grundlegenden Fächern wie Mathematik, Deutsch und Englisch verzeichnen, diese aber auch selbstkritischer wahrnehmen als Abiturient*innen und deshalb schneller Zweifel an der Studieneignung auftauchen. Zudem liegt der Abbruch bei Studierenden ohne Abitur deutlich häufiger als bei traditionellen Studierenden auch an der Doppelbelastung von Studium und eigener Familie (diese Gruppe ist im Schnitt acht Jahre älter als ihre Kommilitonen), finanziellen Fragen oder sich auftuenden Chancen im Beruf vor Beendigung des Studiums. 

Daraus ergibt sich, dass auf nicht traditionelle Studierende andere Faktoren einwirken, die sich gegebenenfalls negativ auf ein Studium auswirken können. Lässt es die persönliche, individuelle Situation die Beendigung des Studiums jedoch zu, stellt man am Ende kaum einen Unterschied in den Leistungen zwischen Studierenden ohne und mit Abitur fest. 

Die Studie erschien im Band "Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung" der Reihe "Berichte zur beruflichen Bildung" vom Bundesinstitut für Berufsbildung, der im Januar 2019 veröffentlich wurde. Er beschäftigt sich mit den viel diskutierten Fragen nach der Durchlässigkeit und den Übergängen zwischen Beruf und Studium. Vor allem geht es darum, ob eine hohe Durchlässigkeit eher Chancen oder Risiken bereithält und welche Entwicklungen es in den letzten Jahren gab. 

Hier finden Sie den Band zum Download als PDF

Berichterstattung beim Tagesspiegel

 

 

Bild: © PPAMPicture/iStock.com