Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verschlechtert. Vor allem in den Bereichen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gibt es negative Entwicklungen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Langzeitanalyse im Rahmen des Bildungsmonitors der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erstellt wird.
Im aktuellen Ländervergleich schneiden wie bereits im Vorjahr Sachsen, Bayern und Thüringen am besten ab. Allerdings ist auch bei den Spitzenreitern das Niveau in den letzten Jahren gesunken oder hat sich nur minimal verbessert (Bayern). Am schlechtesten abgeschnitten haben Brandenburg, Berlin und Bremen, die stärkste individuelle Verschlechterung (-9,6 Punkte) gegenüber 2013 gab es in Baden-Württemberg (Platz 5 im Jahr 2023). Niedersachsen rangiert mit Platz 7 im oberen Mittelfeld und konnte seine Position gegenüber dem Vorjahr um einen Platz verbessern.
Niedersachsen schnitt im Jahr 2022 der Studie zufolge stark bei der Forschungsorientierung (Platz 4), der Ausgabenpriorisierung (Platz 4) und der Integration (Platz 7) ab. Konkret bedeutet das unter anderem: Es gibt hohe eingeworbene Drittmittel je Hochschulprofessor, die Bildungsausgaben je Grundschüler*in sind höher als im Bundesdurchschnitt und es besteht ein geringer Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzen der Kinder als in anderen Bundesländern.
Verbesserungspotenzial sehen die Herausgeber*innen der Studie für Niedersachsen vor allem in den Handlungsfeldern Internationalisierung, Bildungsarmut, Hochschule/MINT und Schulqualität. Hier wird bemängelt, dass der Anteil der Bildungsausländer*innen an den Studierenden vergleichsweise gering ist, dass viele Kinder der vierten Klasse nicht die Mindeststandards erreichen, dass es vergleichsweise wenige Studienanfänger*innen aus anderen Bundesländern nach Niedersachsen zieht, und dass die durchschnittlichen Kompetenzen der Viertklässler*innen relativ niedrig sind.
Ein genauerer Blick auf das Handlungsfeld Hochschule/MINT zeigt, dass Niedersachsen hier im Bundesvergleich sogar nur den 12. Platz erreicht. Neben der niedrigen Quote an Studienanfänger*innen aus anderen Bundesländern werden hierfür auch folgende Gründe angeführt: Die Relation der Hochschulabsolvent*innen zur 25- bis 40-jährigen Bevölkerung fällt unterdurchschnittlich aus (Niedersachsen: 2,7 Prozent; Bundesdurchschnitt: 3,1 Prozent). Ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt lag die sog. "Ingenieurersatzquote": So kamen auf 100 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieur*innen 5,3 Absolvent*innen und Absolventen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums (Bundesdurchschnitt: 5,5 Prozent). Insgesamt liegt der Anteil der Absolvent*innen in Ingenieurwissenschaften in Bezug auf alle Hochschulabsolvent*innen mit 18,9 Prozent jedoch leicht über dem Bundesdurchschnitt (17 Prozent). Schließlich weist Niedersachsen im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern weniger Anfänger*innen in dualen Studiengängen auf.
Die gesamte Studie finden Sie hier zum Download als PDF.
Zur den Ergebnisse für Niedersachsen
Zur Pressemitteilung der INSM (PDF)
Zum Hintergrund der Studie:
Die Vergleichsstudie "INSM-Bildungsmonitor" wird seit 2004 vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. In die jährlich erscheinende Vergleichsstudie werden 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern einbezogen. Darunter Indikatoren zur Beschreibung der Bildungsinfrastruktur, dem Zugang zu Bildung, wie Schulabbrecherquoten und der Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind, aber auch solche, die Qualität der schulischen Leistung und den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen abbilden. Damit messen die Indikatoren sowohl Aspekte der Bildungsgerechtigkeit, als auch Impulse des Bildungssystems zur Stärkung der Qualifikationsbasis der Volkswirtschaft.
Neben einer Bestandsaufnahme zur Leistungsfähigkeit des Bildungssystems werden die Ergebnisse des INSM-Bildungsmonitors auch mit den Ergebnissen des Bildungsmonitors aus dem Jahr 2013 verglichen. So gibt die Studie auch darüber Auskunft, welches Bundesland die größten Verbesserungen in seinem Bildungssystem erreicht hat. Der INSM-Bildungsmonitor zeigt damit, inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes zum Wachstum und Wohlstand der Wirtschaft beiträgt. Die Zahlen kommen von verschiedenen statistischen Einrichtungen wie beispielsweise den Statistischen Landesämtern und werden in Punkte umgerechnet.
Bild: © PPAMPicture/iStock.com