Studentisches Wohnen wird immer teurer und kann in den seltensten Fällen vollständig mit der BAföG-Wohnpauschale bestritten werden – zu diesen Ergebnissen kamen im September gleich zwei Studien. Besonders WG-Zimmer sind betroffen: Für sie muss im Schnitt 9,4 Prozent mehr Miete gezahlt werden.
Anfang September veröffentlichte das Moses Mendelssohn Institut (MMI) zusammen mit dem Wohnungssuchportal WG-Gesucht.de sein "Hochschulstädtescoring 2022", heute folgte der "MLP Studentenwohnreport 2022" in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Beide Studien untersuchten die aktuellen Wohnangebote für Studierende in 97 bzw. 38 Hochschulstandorten. Die Ergebnisse sind ähnlich alarmierend: Studentisches Wohnen ist im Untersuchungszeitraum deutlich teurer geworden – im Schnitt 5,9 Prozent für Wohnungen und sogar 9,4 Prozent für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft.
Durchschnittlich am teuersten wohnt man zurzeit in München (787 Euro) und Stuttgart (786 Euro), am günstigsten in Chemnitz (224 Euro), Cottbus (230 Euro; s. Hochschulstädtescoring) und Magdeburg (303 Euro). Am stärksten gestiegen sind die Mieten in Berlin (+18,5 Prozent). Der im BAföG enthaltene Wohnzuschlag in Höhe von 360 Euro reicht laut MLP Studentenwohnreport somit trotz kürzlicher Erhöhung nur in zwei der erfassten Hochschulstädte zur Deckung der Miete für eine studentische Musterwohnung. Die erfassten niedersächsischen Standorte liegen im Mittelfeld (Göttingen: 509 Euro; Hannover: 512 Euro; Oldenburg: 521 Euro).
Die MLP-Studie weist zudem auf einen Rückgang bei der Angebotsanzahl im Segment der WG-Zimmer hin: Da während der Corona-Pandemie die Nachfrage nach WG-Zimmern unter Studienanfänger*innen gesunken ist, da sie aufgrund der Online-Vorlesungen zunächst an ihrem ursprünglichen Wohnort blieben, seien die nicht nachgefragten, WG-geeigneten Wohnungen möglicherweise an Paare und Familien vermietet worden, deren Nachfrage weiterhin hoch war. Die Verfasser*innen der Studie befürchten deshalb, dass die Situation Studierende dauerhaft belasten könnte, da es fraglich sei, ob ob die Zahl der WG-Zimmer erneut ansteige, wenn die Studierenden wieder verstärkt an die Studienstandorte zurückkehren, wie es seit dem Sommersemester 2022 geschieht.