CHE: Mehr als doppelt so viele beruflich qualifizierte Studierende

Im Jahr 2021 studierten in Deutschland mehr als 70.000 Menschen, die sich über den beruflichen Weg für ein Studium qualifiziert hatten. Damit hat sich laut einer Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) die Zahl seit der ersten Auswertung im Jahr 2011 mehr als verdoppelt: Vor gut 10 Jahren waren es noch 32.200. 

Insgesamt liegt ihr Anteil an der Studierendenschaft in Deutschland nun bei 2,4 Prozent. Neue Höchstwerte waren im Jahr 2021 auch bei den Studienanfänger*innen (16.017; Anteil an allen Studienanfänger*innen bundesweit 3,4 Prozent) und den Absolvent*innen ohne Abitur (9.558; Anteil 1,9 Prozent) zu verzeichnen.

Die meisten beruflich qualifizierten Studienanfänger*innen gab es in Thüringen (13,1 Prozent), Hamburg (5,1 Prozent) und Bremen (4,9 Prozent), die wenigsten in Sachsen (1,5 Prozent), Brandenburg und dem Saarland (jeweils 1,4 Prozent. Niedersachsen liegt im Ländervergleich mit 2,2 Prozent auf Platz 10. In Niedersachsen studierten die meisten beruflich Qualifizierten an der Jade Hochschule – Wilhelmshafen/Oldenburg/Elsfleth, der Hochschule Hannover, der Hochschule Osnabrück und der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. 

Der große Vorsprung des Landes Thüringen ist laut CHE vor allem auf die private IU Internationale Hochschule mit Sitz in Erfurt zurückzuführen, an der aktuell rund ein Viertel aller Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur in Deutschland eingeschrieben sind. Private Hochschulen seien generell sehr beliebt bei beruflich qualifizierten Studierenden und hätten ihren Anteil von 18 Prozent im Jahr 2011 auf fast 50 Prozent im Jahr 2021 ausgebaut. Studienleiterin Sigrun Nickel sieht folgende Gründe für diese Entwicklung: "Eine wesentliche Ursache für diesen Trend ist, dass private Hochschulen ein sehr flexibles Studienangebot mit hohen Anteilen von E-Learning bereitstellen, welches in Teilzeit absolviert werden kann. Dies kommt berufserfahrenen Studierenden oftmals entgegen, die mit einem Durchschnittalter von 33 Jahren rund 7,5 Jahre älter sind als ihre Kommilitonen mit Abitur und häufig schon Familie haben".

Bei den Hochschultypen liegen die Fachhochschulen/Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) deutlich vorn: Hier sind rund 75 Prozent der beruflich qualifizierten Studienanfänger*innen eingeschrieben. An Universitäten studieren nur noch rund 22 Prozent (2011: 50 Prozent), an den Kunst- und Musikhochschulen 3 Prozent. 
Etwa 90 Prozent der Studierenden absolvieren ein Bachelorstudium, Masterstudierende aus dieser Qualifikationsgruppe sind hingegen noch immer selten. Mehr als die Hälfte sind in einen Studiengang aus dem Bereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschrieben. Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen wie Medizin war etwa 1 Prozent der Studienanfänger*innen beruflich qualifiziert. 

Alle Informationen zum Thema stellt das CHE auf der Seite Studieren-ohne-Abitur.de zur Verfügung.

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