In keinem anderen OECD-Land ist der Anteil junger Erwachsener mit einer klassischen Berufsausbildung so stark zurückgegangen wie in Deutschland. Gleichzeitig wird die Gruppe der Menschen mit einem Studienabschluss immer größer. Der im September erschienene OECD-Bildungsbericht warnt deshalb vor einer wachsenden Bildungskluft.
Im Jahr 2022 konnten nur noch 38 Prozent der 25- bis 34-Jährigen einen Berufsabschluss vorweisen, 2015 waren es noch 51 Prozent. Dies geht aus dem jährlichen Ländervergleich "Bildung auf einen Blick" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. In keinem anderen OECD-Land war der Rückgang stärker als in Deutschland.
Die Herausgeber*innen der Studie sehen dafür vor allem zwei Gründe: Zum einen streben immer mehr junge Menschen einen höheren Abschluss wie ein Studium an: Lag der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit Hochschul- oder ähnlichem Abschluss 2015 noch bei 30 Prozent, stieg er 2022 auf 37,5 Prozent an. Gleichzeitig erhöhte sich aber auch der Anteil derjenigen, die maximal einen mittleren Schulabschluss ohne weitere Qualifikation wie eine Berufsausbildung hatten von 13 auf 16 Prozent. Der Bericht warnt deshalb vor einer zunehmenden "Bildungspolarisierung". Der Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Jens Brandenburg, sagte dazu: "16 Prozent – das sind fast 1,7 Millionen junge Erwachsene, die nicht als dringend benötigte Fachkräfte zur Verfügung stehen."
Eine positive Entwicklung verzeichnet die Studie unterdessen bei den 18- bis 24-Jährigen, die weder in einer Ausbildung sind: Ihr Anteil reduzierte sich von 9,7 Prozent im Jahr 2021 auf 8,6 Prozent im vergangenen Jahr. Deutschland gehört damit im OECD-Vergleich zur Gruppe der Länder mit der niedrigsten Quote.
Erfreuliche Werte auch bei den Berufschancen: 94 – 95 Prozent der beruflich ausgebildeten Personen sowie der Personen mit Hochschulabschluss finden in Deutschland innerhalb von zwei Jahren eine Arbeit. Dies ist der höchste Wert aller OECD-Länder. Zudem verdiene diese Gruppe im Durchschnitt 67 Prozent mehr als Menschen mit einem niedrigeren Bildungsgrad.
Nachholbedarf sieht der Bericht bei den Bildungsinvestitionen: Im Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt investiert Deutschland mit 4,6 Prozent weniger Geld in Bildung als der OECD-Durchschnitt (5,1 Prozent).
Die gesamte Studie finden Sie hier zum Download als PDF.
Der Bildungsbericht auf den Seiten des BMBF
Dossier zum Bildungsbericht 2023 beim Bildungsserver
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