Studie: 30 Prozent der Studierenden in Deutschland leben in Armut

Laut einer Studie der Paritätischen Forschungsstelle waren im Jahr 2020 in Deutschland etwa 30 Prozent aller Studierenden von Armut betroffen. Zudem liegt das Durchschnittseinkommen der betroffenen Studierenden deutlich unterhalb der Armutsgrenze. Auswirkungen der Corona-Pandemie – wie beispielsweise Nebenjobverluste – sind dabei noch nicht vollständig berücksichtigt. Die Autor*innen der Studie sehen deshalb dringenden und weitreichenden BAföG-Reformbedarf.

Besonders hoch ist der Armutsanteil mit fast 80 Prozent bei den Studierenden in Ein-Personen-Haushalten (inkl. Wohngemeinschaften, in denen die Mitglieder nicht gemeinsam wirtschaften). Aber auch BAföG-Empfänger*innen sind mit rund 45 Prozent überdurchschnittlich häufig betroffen. Zum Vergleich: Bezogen auf die Gesamtbevölkerung liegt die Armutsquote bei 16,8 Prozent.

Gleichzeitig liegt das mittlere Einkommen von betroffenen Studierenden mit 802 Euro deutlich unterhalb der Armutsgrenze (von 1.255 Euro). Die durchschnittliche Armutslücke (d. h. der Abstand zu einer Situation jenseits von Armut) ist mit 463 Euro pro Monat also ebenfalls gravierend. Es ist außerdem zu befürchten, dass die Corona-Pandemie und der damit verbundene Verdienstausfall, etwa durch den Wegbruch von Nebenjobs, die Situation noch zusätzlich verschärft hat. In Armut lebende Menschen werden außerdem besonders stark von der aktuell hohen Inflationsrate getroffen. Um die Situation zu ändern seien deutliche, bedarfsorientierte BAföG-Reformen erforderlich.

"Das Versprechen von Fortschritt, Chancengleichheit und gleichen Möglichkeiten für alle junge Menschen ist nicht viel wert, wenn es nicht gelingt, Studierende wirksam vor Armut zu schützen und ihnen den Rücken für eine Ausbildung, frei von existenzieller Not, zu stärken”, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. “Die altbackenen Klischees des fröhlichen Studentenlebens bei wenig Geld, aber viel Freizeit, sind absolut überholt und haben mit der Lebenswirklichkeit und dem Studiendruck heutzutage nichts mehr zu tun."

 

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