Der Bericht "Bildung in Deutschland" bildet alle zwei Jahre eine systematische Bestandsaufnahme des deutschen Bildungssystems auf Basis von Daten der amtlichen Statistik und aus sozialwissenschaftlichen Erhebungen ab. Gefördert von der Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) benennt der Bericht den Stand und die Entwicklungsperspektiven in den verschiedenen Bereichen des deutschen Bildungssystems unter den Bedingungen externer Einflüsse wie fortschreitender Digitalisierung, Zuwanderung und anhaltendem Fachkräftemangel.
Der im Juni 2024 veröffentlichte Bildungsbericht legt vor allem einen Schwerpunkt auf die berufliche Bildung. Der Bericht zeigt auf, dass sich die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland für das Jahr 2022 auf 54 Prozent belief. Damit wird das selbstgesteckte Ziel der Bundesregierung, die Beteiligung bei Weiterbildungen bis 2030 auf 65 Prozent bei den 25- bis unter 65-Jährigen zu erhöhen, deutlich verfehlt. Trotz Gesetzes- und Reforminitiativen wie der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung oder der Nationalen Weiterbildungsstrategie zeigen die Indikatoren und Kennzahlen des Bildungsberichtes weiterhin bildungspolitischen Handlungsbedarf auf.
Der Bildungsbericht führt weiterhin an, dass sich Onlineformate in den Weiterbildungsangeboten fest etabliert haben und weiterhin deutlich an Relevanz gewinnen: Mehr als jede 3. Weiterbildungsveranstaltung hat 2022 rein online stattgefunden. Der Bildungsbereich steht zudem vor neuen oder ungelösten Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel, den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und dem insbesondere seit dem Beginn des Ukraine-Krieges gestiegenen Bedarfs an Integrationskursen. Ob die im Rahmen der Nationalen Weiterbildungsstrategie anvisierten Ziele erreicht und die fortbestehenden Disparitäten aufgelöst werden bleibt abzuwarten.
Der Bildungsreport liefert zudem Einblicke in die Entwicklung der Hochschulbildung. Ein zentrales Ergebnis ist die Stagnierung des Akademisierungsprozesses, weshalb mittlerweile sogar eine leicht abnehmende Tendenz bei der Nachfrage nach Studienplätzen im Inland zu verzeichnen ist. Die Stagnation wirkt sich nicht nur auf das Studienangebot "kleiner Fächer" an den Hochschulen aus, sondern stellt auch den Arbeitsmarkt vor Herausforderungen. Der bereits spürbare Mangel an akademisch qualifizierten Fachkräften unterstreicht die zukünftige bildungs- und arbeitsmarktpolitische Notwendigkeit, das Potenzial internationaler Studierender und Absolvent:innen für den deutschen Arbeitsmarkt zu erschließen und zu nutzen.
Der Bildungsbericht weist ebenfalls auf fortbestehende soziale Disparitäten im Hochschulwesen hin: Die Entscheidung für ein Studium hängt nach wie vor stark von der sozialen Herkunft des Einzelnen ab. Die erhobenen Daten zeigen zudem, dass die staatlichen Hochschulen vor allem Ausbildungsstätten für junge Erwachsene sind, während das Feld der Weiterbildungen eher durch private Hochschulen erschlossen wurde. Die Beliebtheit dieser nimmt weiter zu: mittlerweiler entscheidet sich nahezu ein Drittel aller Studienanfänger:innen für eine Hochschule in privater Trägerschaft. Zurückzuführen ist dieser Trend unter anderem auf die Spezialisierung privater Hochschulen auf die Bildungsbedürfe bestimmter Personengruppen, die traditionell in der deutschen Hochschulbildung unterrepräsentiert sind. Dazu zählen beispielsweise beruflich vorqualifizierte Bildungsaufsteiger:innen oder ältere Menschen, die bereits im Berufsleben stehen und/oder Familie haben.
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