Hochschulzugang ohne Abitur: 95.000 Studienabschlüsse in Deutschland

Seit der Einführung des Studiums ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife in Deutschland 2009 haben laut des aktuellen Monitoringberichts des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) rund 95.000 Personen auf diesem Weg erfolgreich einen Studienabschluss erworben. Aktuell sind 70.000 Studierende ohne Abitur an deutschen Hochschulen eingeschrieben, darunter rund 1.100 in einem Medizinstudiengang.

Zwischen 2010 und 2023 haben rund 95.000 Hochschulabsolvent*innen ein Studium ohne Abitur, vorwiegend ein Bachelorstudium, erfolgreich abgeschlossen. Nur wenige schließen ein Masterstudium an. 2023 begannen laut den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes bundesweit 12.723 Menschen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung (HZB) ein Studium, was einem leichten Plus im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Im Bundesländervergleich liegt Thüringen mit einem Anteil von 6,5 Prozent bei den Studienanfänger*innen ohne schulische HZB weiterhin vorne, was vor allem auf die dort ansässige IU Internationale Hochschule mit ihrem umfangreichen E-Learning-Angebot zurückzuführen ist. Platz zwei erreicht Hamburg mit einer Studienanfänger*innenquote von 3,8 Prozent und Platz drei Bremen mit 3,7 Prozent. Bei beiden Stadtstaaten dominieren die Europäische Fernhochschule bzw. die Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft bei der Studienwahl. Alle drei genannten Hochschulen befinden sich in privater Trägerschaft.

Die Einrichtungen in privater Trägerschaft dominieren mit sieben Hochschulen auch unter den zehn bundesweit am stärksten nachgefragten Hochschulen beim Studium ohne Abitur. Auch hier führt die private IU Internationale Hochschule die Liste mit rund 12.000 Studierenden ohne schulische HZB in 2023 an, danach folgt die staatliche FernUniversität Hagen mit 5.500 Studierenden. Während zwischen 2011 und 2021 der Anteil der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur an privaten Hochschulen von 17,6 Prozent auf 48 Prozent kontinuierlich stieg, ist nun gegenüber 2021 wieder ein Rückgang zu verzeichnen: Im Jahr 2023 starten 38,5 Prozent der Studienanfänger*innen an einer privaten Hochschule, während der noch immer größte Anteil von 59 Prozent der Studienanfänger*innen ohne schulische HZB das Studium an einer staatlichen Hochschule aufnimmt. Der Rest (2,5 Prozent) entfällt auf Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft. 

Das Profil der Studierenden ohne schulische HZB setzt sich wie folgt zusammen: Die Studierenden beginnen ihr Studium im Schnitt deutlich später, das Durchschnittsalter liegt mit 33,2 Jahren höher im Vergleich zum Durchschnittsalter der Studierenden insgesamt mit 25,6 Jahren. Mehr als die Hälfte der Studierenden ist bei Studienbeginn zwischen 21 und 30 Jahre alt. Besonders hoch ist allerdings auch der Anteil älterer Frauen: Jede fünfte Studienanfängerin ohne Abitur ist über 40.

In Niedersachsen gibt es Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an 28 der 32 Hochschulen. Mehr als die Hälfte der Studierenden ist an einer Fachhochschule (FH) oder Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) eingeschrieben. Die Hochschulen mit den meisten Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur sind die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, die Hochschule Hannover, die Hochschule Osnabrück und die Jade Hochschule.

Trotz bundesweiter Umsetzung des Beschlusses der Kultusministerkonferenz (KMK) von 2009 zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte bestehen weiterhin erhebliche Unterschiede in den Landesregelungen – etwa bei geforderter Berufserfahrung, Eignungsprüfungen oder der Möglichkeit eines Probestudiums. Diese Unterschiede bei den rechtlichen Regelungen sorgen weiterhin für eine erhebliche Unübersichtlichkeit.

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