Wie sieht Studienorientierung in unsicheren Zeiten aus? Nach welchen Kriterien treffen Studieninteressierte derzeit ihre Studienentscheidung? Antworten auf diese Fragen hat HeyStudium, das Portal zur Studienorientierung von DIE ZEIT, im Rahmen der frisch veröffentlichten "SIT-Studie" gesucht und gefunden: Gemeinsam mit dem Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover wurde zum dritten Mal eine Untersuchung der Interessensprofile des Studien-Interessentests (SIT) durchgeführt. Dieser Test findet sich beispielsweise auch auf dem bundesweiten Studiengangsportal www.hochschulkompass.de der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).
Im Rahmen des Tests werden Studieninteressierte anhand von 72 Fragen bei der Studienwahl unterstützt. Auf Basis der Antworten wird ein persönliches Interessensprofil ermittelt. Die Untersuchung hat nun 40.000 solcher Interessensprofile aus den Jahren 2014 bis 2024 ausgewertet und liefert wichtige Informationen über die Zielgruppe der zukünftigen Studierenden.
Das Ergebnis ist eine Typologie von elf verschiedenen Interessensgruppen, die von den Herausgeber*innen der Studie anhand der unterschiedlichen Antworten aus dem Test zusammengefasst wurden. Die beiden technisch interessierten Profile bilden dabei die größte Gruppe. Die weiteren Profile fasst die Erhebung in die Übergruppen der Weltverbesserer, der Kulturorientierten, der Lehrenden und der administrativ Interessierten zusammen. Mit 6,7 Prozent gibt es aber auch eine größere Gruppe der Unentschlossenen.
Ein Blick auf die einzelnen Profile vermittelt einen Eindruck über die unterschiedlichen Interessensdimensionen des Profiltyps. Außerdem werden die Geschlechterverteilung, die Regionen in Deutschland, in denen das jeweilige Profil über- und unterdurchschnittlich vertreten ist, sowie Empfehlungen zur gezielten Ansprache aufgezeigt. Im Norden sind beispielsweise die unternehmerisch und juristisch Interessierten besonders stark vertreten, so die Studie, während im Süden die technischen Interessen überwiegen.
Neben der Auswertung der Profile wurde zudem eine begleitende Befragung von 398 Personen durchgeführt. Hier bestätigte sich das starke Mediennutzungsverhalten der Studieninteressierten. Insbesondere WhatsApp, Instagram und TikTok/YouTube spielen eine Rolle, wobei TikTok den stärksten Zuwachs verzeichnet. Insgesamt geht der Trend dadurch zum Hochkantformat bei Videoinhalten.
Trotz der Medien- und Videoaffinität werden bei der Informationssuche reale soziale Netzwerke wie Familie, Freunde und Bekannte mit 62 Prozent als wichtigste Informationsquelle genannt, gefolgt von Podcasts, Rundfunk und Online-Medien. Bei den Informationswegen zur Studienorientierung schneiden die Hochschulwebseiten mit 75 Prozent am besten ab, noch vor den Suchmaschinen.
Die wichtigsten Kriterien bei der Studienwahl sind laut Studie der Standort der Hochschule, die allgemeine Zufriedenheit der Studierenden, die Berufsperspektiven, Studiengebühren, Zulassungsbeschränkungen und Erfahrungsberichte von Studierenden. Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie sei die Umzugsbereitschaft jedoch deutlich gesunken und ortsunabhängige Studienangebote werden stärker geschätzt.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass zukünftige Studierende fachlich interessiert und leistungsbereit sind, gleichzeitig aber auf eine gute Work-Life-Balance achten und ihr Leben nicht von Erwerbsarbeit dominiert sehen wollen. Auch flexible Arbeitsformen der New Work werden als selbstverständlich erwartet. Es geht ihnen einerseits darum, die bestmöglichen Chancen für ihre eigene Zukunft zu verwirklichen, andererseits wollen sie sich nicht zu sehr festlegen. Ihre Wahloptionen für Leben und Beruf sind dadurch oft geprägt von einer "Fear of Better Option" (FOBO), so die Herausgeber*innen der Studie. Die Entscheidungen im Rahmen der Studienwahl fallen ihnen daher oft schwer.
Für die Zielgruppenansprache empfiehlt die Studie unter anderem, klare Berufsperspektiven und Entwicklungswege aufzuzeigen und Sinnvolles mit Unterhaltsamen zu verbinden, um die Angst vor der Entscheidung zu nehmen. Beispiele für solche Formate seien kurze Videos im Hochkantformat, aber auch klassische Mailings mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen.
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