OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" 2025 veröffentlicht

Noch immer hat der Bildungsstand der Eltern maßgeblichen Einfluss auf den Bildungsweg junger Erwachsener und damit auf die Chancengerechtigkeit. Je häufiger Eltern über einen Hochschulabschluss verfügen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder einen Abschluss im Tertiärbereich erwerben. Dies ergibt die jährlich erscheinende Studie "Bildung auf einen Blick" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Diese legt 2025 den Fokus auf den tertiären Bildungsbereich – also die Ausbildung an Hochschulen sowie an Berufs- und Fachakademien. Hier befindet sich der Bildungsstand in den OECD-Ländern "auf einem Allzeithoch": 48 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben im Jahr 2024 einen Abschluss im Tertiärbereich (in Deutschland 40 Prozent) – im Jahr 2000 waren es noch 27 Prozent. Wie sehr der Bildungserfolg dabei jedoch von der sozialen Herkunft abhängt, wird deutlich, wenn man den Bildungsabschluss der Eltern in den Blick nimmt: Im OECD-Durchschnitt haben 70 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 25 und 34 Jahren einen Abschluss im Tertiärbereich, wenn mindestens ein Elternteil einen tertiären Abschluss hat (in Deutschland sind es 62 Prozent). Wohingegen nur 26 Prozent der jungen Erwachsenen einen Abschluss im Tertiärbereich erwerben, deren Eltern keinen Abschluss im Sekundarbereich II haben. Dabei hat Deutschland in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht: Der Anteil der jungen Erwachsenen mit Eltern ohne Abschluss im Sekundarbereich II, die über einen Abschluss im Tertiärbereich verfügen, ist seit 2012 um 7 Prozentpunkte gestiegen. Trotzdem liegt der Anteil mit aktuell 20 Prozent weiterhin unter dem OECD-Durschnitt.

Dank des starken beruflichen Ausbildungssystems eröffnet in Deutschland ein Abschluss im Sekundarbereich II gute Karrieremöglichkeiten und führt in qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze. Dennoch verdienen Erwachsene mit einem Bachelorabschluss im OECD-Durchschnitt rund 39 Prozent mehr als diejenigen, die über einen Abschluss im Sekundarbereich II verfügen. Mit einem Master- oder Promotionsabschluss sind es laut Analysen sogar 83 Prozent. Neben höheren Einkünften, profitierten Erwachsene mit höherem Bildungsstand außerdem von höheren Beschäftigungsquoten und besserer Gesundheit. Haben sie einen Abschluss im Tertiärbereich, nehmen sie auch häufiger Angebote der Erwachsenen- und Weiterbildung wahr, was die bestehenden Vor- bzw. Nachteile des zurückliegenden Bildungsweges manifestiere. Bezüglich der Teilnahme an Weiterbildungsangeboten ergab die Studie außerdem:

  • In den allermeisten OECD-Ländern nehmen Frauen häufiger an Erwachsenenbildung teil als Männer,
  • in allen OECD-Ländern nehmen insbesondere junge Erwachsene an Weiterbildungsangeboten teil (mit zunehmendem Alter gehen die Beteiligungsquoten zurück),
  • in fast allen OECD-Ländern nehmen erwerbstätige Erwachsene deutlich mehr teil als Erwerbslose oder nicht zur Erwerbsbevölkerung gehörende Erwachsene.

Erstmals geben neue Daten aus über 30 Ländern auch Aufschluss darüber, wie viele junge Menschen, die den Weg in ein Bachelorstudium gefunden haben, dieses abschließen: Innerhalb der regulären Ausbildungszeit sind es lediglich 42 Prozent. Nach einem zusätzlichen Jahr beträgt die Quote 58 Prozent, nach drei zusätzlichen Jahren steigt sie auf 68 Prozent; wobei Frauen, die innerhalb von drei Jahren nach dem Ende der regulären Ausbildungsdauer ihr Bachelorstudium abschließen, mit einer Erfolgsquote von 74 Prozent den Durchschnitt anheben. Die der Männer liegt bei 62 Prozent. Niedrige Erfolgsquoten haben laut Studie mehrere Ursachen:

  • die "Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Bildungsteilnehmenden und dem Inhalt des Bildungsgangs,
  • unzulängliche Vorbereitung auf die Anforderungen des Bildungsgangs,
  • beschränkte akademische und soziale Unterstützung und finanzielle Hürden." 

Entsprechend lautet die Empfehlung der Herausgeber*innen, nicht nur die Wege in den tertiären Bildungsbereich durchlässiger zu gestalten, sondern Bildungsteilnehmende auch dabei zu unterstützen, ihren gewählten Bildungsgang erfolgreich abzuschließen. Maßnahmen könnten beispielsweise sein:

  • Studienanfänger*innen intensiver auf akademische Bildung vorzubereiten
  • stärkere Berufsberatung im Sekundarbereich zu implementieren
  • tertiäre Bildungsgänge mit festgelegten Kursfolgen und Unterstützungsmaßnahmen zu gestalten, die Schritt für Schritt zum Abschluss führen

Zudem könnten tertiäre Teilabschlüsse Studierenden, die ihren Bildungsgang nicht abschließen, den Weg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Hierfür bräuchte es "Befähigungsnachweise" für Kompetenzen, die sie im Studium erworben haben, selbst wenn sie nicht den ursprünglich anvisierten Abschluss erreichen.

Die OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" ermöglicht den internationalen Vergleich der Bildungssysteme, mit dem Ziel sie effektiver und durchlässiger zu gestalten.

Zum vollständigen Report "Bildung auf einen Blick 2025"

 

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