Flexible Studienformate gewinnen an Bedeutung

An deutschen Hochschulen dominiert das Vollzeitstudium in Präsenz. Dabei steigt die Nachfrage nach flexiblen Angeboten, so eine aktuelle Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Insbesondere Studierende mit Kindern oder Pflegeverantwortung für Angehörige hätten einen hohen Bedarf an flexiblen Studienmöglichkeiten. Und auch Studierende, die neben dem Studium arbeiten, würden von flexibleren Modellen profitieren – dies sind laut Studie inzwischen immerhin fast zwei Drittel. Sie arbeiten im Durchschnitt etwa 15 Stunden pro Woche.

Um das Studium zumindest zeitlich besser an die individuelle Lebensrealität anpassen zu können, böte sich derzeit vor allem das Teilzeitstudium an. Die Möglichkeit, mit reduzierter Stundenzahl zu studieren, gibt es laut Analyse in 19,1 Prozent aller Bachelorstudiengänge und in 23,5 Prozent aller Masterstudiengänge. An Universitäten und Künstlerischen Hochschulen sei dies häufig der einzige Weg der Flexibilisierung, denn vor allem hier wird das Studienangebot mit 98,6 Prozent von Vollzeitstudiengängen dominiert.

Etwas diverser gestaltet sich das Angebotsspektrum von Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften: Dort sind laut CHE-Untersuchung 18,4 Prozent der Studiengänge berufsbegleitend studierbar und auch Fernstudiengänge sind stärker vertreten als an Universitäten. Hierfür bestehe jedoch wiederum seltener die Möglichkeit, Bachelorstudiengänge in Teilzeit zu studieren.

Ein besonders großer Anteil flexibler Studienformate lässt sich an privaten Hochschulen finden. Hier können laut CHE 45,8 Prozent aller Angebote (auch) berufsbegleitend studiert werden und der Anteil der Fernstudiengänge liegt bei 40,7 Prozent. Ein Studium mit reduzierter Stundenzahl ist bei rund einem Viertel der Studiengänge möglich.

Hochschulische Weiterbildungsangebote sind der flexibelste Weg akademischer Bildung, da sich diese Angebote verstärkt an den Bedürfnissen der Teilnehmenden orientieren, die sich zumeist im beruflichen Kontext weiterqualifizieren: 42,2 Prozent der Weiterbildungsangebote von Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen finden online statt, weitere 8,6 Prozent zumindest überwiegend online.

Weiterbildende Bachelor- und Masterstudiengänge sowie Zertifikatskurse und -programme sind jedoch in der Regel kostenpflichtig. Wie hoch die Kosten sind, hängt von der jeweiligen Hochschule und dem Format ab. Weiterbildende Bachelor- und Masterstudiengänge sind nach Analyse des CHE an staatlichen Hochschulen im Durchschnitt kostengünstiger als an privaten Hochschulen. Die Durchschnittspreise liegen bei privaten Anbietern für Bachelorstudiengänge bei 17.707 Euro, für Masterstudiengänge bei 17.236 Euro. An staatlichen Hochschulen liegen die durchschnittlichen Kosten für ein weiterbildendes Bachelorstudium bei 11.101 Euro, die Kosten für ein weiterbildendes Masterstudium bei 13.250 Euro. Preisunterschiede lassen sich auch bei den Formaten Certificate of Basic Studies (CBS) und Certificate of Advanced Studies (CAS) feststellen. Hier fallen die durchschnittlichen Kosten mit 2.298 Euro für CBS und 2.756 Euro für CAS an staatlichen Hochschulen jedoch höher aus, als an privaten (1.828 Euro für CBS, 2.443 Euro für CAS). Für die Formate Diploma of Advanced Studies (DAS) und Diploma of Basic Studies (DBS) betragen die Kosten an privaten Hochschulen im Durchschnitt 8.134 Euro für DAS und 8.648 Euro für DBS. Staatliche Hochschulen verlangen für DAS durchschnittlich 4.849 Euro, für DBS 4.807 Euro.

Deutlich günstigere Formate sind Microcredentials mit einem Durchschnittspreis von 1.931 Euro. Hier ähneln sich die Kosten der Hochschulen, unabhängig von ihrer Trägerschaft. Für Weiterbildungen ohne Zertifikat zahlen Teilnehmende an staatliche Hochschulen im Schnitt Gebühren in Höhe von 1.132 Euro, an privaten Hochschulen 1.785 Euro.

Dr. Sigrun Nickel, Leiterin des Bereichs Hochschulforschung des CHE, bilanziert: "Wer in Deutschland auf der Suche nach flexiblen Studienangeboten ist, zahlt dafür oft einen hohen Preis." Dies gelte nicht nur für private Hochschulen, sondern auch für den Bereich der hochschulischen Weiterbildung an den staatlichen Hochschulen. "Damit entsteht eine soziale Schieflage: Ausgerechnet die Formate, die für Personen in anspruchsvollen Lebenssituationen besonders attraktiv sind, sind häufig mit hohen finanziellen Belastungen verbunden", so Nickel.

 

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