Deutsche Hochschulen im internationalen Vergleich: Studierende trotz schwieriger Rahmenbedingungen zufrieden

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat eine Auswertung der Daten des internationalen Hochschulrankings "U-Multirank" zum Thema "Wie gut ist die Lehre an deutschen Hochschulen?" veröffentlicht. Demnach sind die Rahmenbedingungen der Lehre an den Hochschulen in Deutschland ausbaufähig. Besonders beim Lehrpersonal fehlen Kapazitäten. Dennoch scheinen Studierende mit Organisation und Lehrqualität überdurchschnittlich zufrieden.

Konkret zeigen die Zahlen, dass die Betreuungsrelation (Zahlenverhältnis von Lehrenden und Studierenden) mit 28 Prozent an deutschen Hochschulen, je Fachbereich, nur selten überdurchschnittlich gut ist. Darüber hinaus liegen 28 Prozent der beteiligten Fachbereiche sogar unter dem Durchschnitt, obwohl fast jeder zweite Fachbereich in Europa bei der Betreuungsrelation überdurchschnittlich gut abschneidet. Europaweit liegen nur 16 Prozent unter dem Durchschnitt.

Außerdem brauchen Studierende in Deutschland häufig länger, als es die Regelstudienzeit vorsieht. 47 Prozent der Studierenden erhalten innerhalb ihrer Fachbereiche den Abschluss nicht in Regelstudienzeit.  Im europäischen Vergleich beträgt die Quote 30 Prozent, an jeder zweiten europäischen Hochschule erhalten sogar 46 Prozent der Studierenden ihren Abschluss in Regelstudienzeit. Insgesamt zeugen diese Indikatoren von schlechteren Rahmenbedingungen an deutschen Hochschulen, was gleichzeitig Qualitätsprobleme bedeuten könnte.

Die Bewertung der Studierenden deutet dennoch auf eine gewisse Zufriedenheit hin. So haben 39 Prozent der Fachbereiche ein überdurchschnittliches Ergebnis bei "Kontakt zu den Lehrenden" erhalten.  Europaweit liegt dieser Wert bei 30 Prozent. Auch die Studienorganisation scheint die Studierenden zufrieden zu stellen: Die Organisation der Studienprogramme zeichnet sich in mehr als jedem zweiten Fachbereich in Deutschland (54 Prozent) durch eine überdurchschnittliche Bewertung aus. Europaweit gilt dies nur für 32 Prozent der Studierenden. Auch die Qualität der Lehrveranstaltungen bewerten 44 Prozent der Studierenden als überdurchschnittlich gut.

"Die meisten deutschen Hochschulen und deren Fachbereiche scheinen trotz der widrigen Umstände in der Lehre vieles sehr gut zu machen. Würde nun auch noch das Lehrpersonal mit den Studierendenzahlen Schritt halten, dann könnten wir uns in Europa an die Spitze setzen", so Prof. Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE. Zusammenfassend bewerten auch die Studierenden ihre Lernerfahrung insgesamt an mehr als der Hälfte der Fachbereiche als überdurchschnittlich gut. In Europa gilt dies nur für etwa ein Drittel der Fachbereiche. Ziegele plädiert deshalb für eine differenzierte Betrachtung der Stärken und Schwächen, statt pauschal zu urteilen.

Hier finden Sie die gesamte Auswertung zum Download.

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