Erste Zwischenbilanz zum digitalen Sommersemester

In einer Onlinediskussion des Hochschulforums Digitalisierung tauschten sich am 17. Juni 2020 fünf Expert*innen auf dem virtuellen Podium zu ihren Erfahrungen aus dem digitalen Sommersemester aus. Die Zuschauer*innen konnten dabei mit abstimmen und bewerteten die Umstellung auf das digitale Studium mit 3,6 von 5 Sternen. Diese gute Bewertung sei im deutschen Kontext auch angebracht, betonte Jan-Martin Wiarda (Wissenschafts- und Bildungsjournalist). Es sei in Rekordzeit umgestellt worden und vieles sei gut gelaufen. International gesehen gäbe es aber viel Nachholbedarf, weil Präsenzlehre und digitale Lehre in vielen Ländern schon vor der Corona-Krise deutlich verschränkter und aufeinander abgestimmter liefen als hier. 

Kritisch wurde so zum Beispiel in der parallelen Chat-Diskussion der Zuschauer*innen die Äußerung von Monika Gross (HRK Vizepräsidentin) bewertet, das Vertonen und Bereitstellen von Präsentationen bereits als Erfolg zu benennen. Es handele sich dabei um "Emergency Remote Teaching" und nicht um didaktisch aufbereitete digitale Lehre, so ein Teilnehmer.

Auch das kritische Thema Datenschutz, insbesondere bei Prüfungen, müsse in Deutschland diskutiert werden. Viele Studierende lehnten die Videoaufzeichnung während Prüfungen zuhause ab, da diese über intransparente Anbieter und meist im eigenen Schlafzimmer durchgeführt werden müssten, kritisierte René Rahrt (#DigitalChangeMaker und Student an der Uni Göttingen). 

Als generelle Aussicht für kommende Semester besteht die Hoffnung, dass sich die flexiblen und stimulierenden Begegnungen der Präsenzlehre mit den modernen Formen der digitalen Lehre besser ergänzen werden, so Martin Fischer (Professor am Klinikum der LMU München). Karolin von Köckritz (Center für Digitale Systeme, FU Berlin) sieht einen weiteren Vorteil in der Möglichkeit der "Internationalisierung zuhause", da durch die digitalen Angebote auch Studierende in Genuss von internationalen Angeboten kämen, die bisher nicht reisen konnten. Sie plädiert daher dafür, Internationalisierung und Digitalisierung als Begriffspaar zu denken.

Durch die Diskussion führte Jeanne Rubner vom Bayrischen Rundfunk. Der Livestream lässt sich hier nachträglich anschauen.

 

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